Wenn Gegensätze sich anziehen….

Wenn Gegensätze sich anziehen….

8. August 2022 6 Von Silvernomads

….dann könnte das ein Zeichen dafür sein, dass man sich in Norwegen befindet. Da wird mit der grössten Selbstverständlichkeit minimalistisch und gleichzeitig maximalistisch gelebt, gehandelt, gebaut.

Ein paar Beispiele gefällig? Von A nach B zu fahren ist hier mehr als eine blosse Redewendung. Es gibt nämlich Ortschaften die so heissen – oder emu fasch. Dass es auf dem A noch ein Rundumeli hat und beim B im schlechtesten Fall nur noch ein Buchstabe kommt, sei der der guten Ordnung halber nicht verschwiegen. Jedenfalls sind wir schon zweimal von Å nach Bø gefahren – an zwei verschiedenen Orten notabene.

Minimalistisch auch der Weg, der auf einen Berg hinaufführt: Unsere diesbezüglichen, minimalen Erfahrungen (diesmal auf den Offersoykammen) beweisen einmal mehr:  Die Wege sind oft schmal und meistens steil. Denn auf „Umwege“ in Form von Serpentinen wird verzichtet. Was bei grösseren Steinen, die sich dummerweise ausgerechnet auf diesem schmalen Weg befinden, an Kurzbeiner wie mich beträchtliche Anforderungen stellt. Gefährliche, abschüssige Stellen werden nicht gesichert – da wird an die maximale Selbstverantwortung jedes Einzelnen appelliert. Während ich also schnaufend und nach dem nächsten passenden Tritt Ausschau haltend mich langsam aber sicher den Hoger hinaufbemühe (Fredi nicht nur wegen aber auch als Langbeiner ist da deutlich im Vorteil)  ziehen die Norweger mit Kleinkind auf den Schultern und Hund an der Leine fröhlich pfeifend und schwatzend an uns vorbei. Etwa so als wären sie auf einem Sonntagsspaziergang. Die haben maximales Vergnügen.

Das hatten wir auch, aber im Andoya Space Center in Andenes. Dort wird intensiv Wetterforschung betrieben, aber nicht nur. Sie verfügen auch über die einzige Raketenstartrampe in Europa. Wir flogen kurzerhand zum Mars und wieder zurück.

Und da wäre dann noch das Wetter, welches sonnenmässig minimalistischer nicht sein könnte. Höchst maximalistisch dafür der Regen, welcher uns langsam aber sicher auf den Geist geht. Mitunter auch ein Grund, dass wir von den vielgelobten Lofoten nur mässig begeistert sind. Rein rhetorisch gesprochen: Wir hier ein bisschen mehr Wärme und mehr Sonne und ihr in der Schweiz ein bisschen mehr Regen und etwas kühlere Temperaturen – das wäre doch ein Deal….

Dass auf unseren Fotos trotzdem meistens die Sonne scheint, hat ganz einfach damit zu tun, dass wolkenverhangene Berge und Regentropfen nicht wirklich fotogen sind. Sie zeigen aber auch, dass wir durchaus auch sonnige Tage haben. Und so landen wir einmal mehr bei der Wetter-App: Auch wenn deren Prognosen nicht immer zutreffen, geben sie doch zumindest Anhaltspunkte über die Wetterentwicklung. Und genau das führte vor gut einer Woche zu einem Unterbruch in unserem terminkalenderfreien Dasein: Wir buchten eine Walbeobachtungstour und hatten dabei Glück im Überfluss. Was für ein Schauspiel!

Ach ja, und da wäre da noch die norwegische Sprache: Weder maximalistisch noch minimalistisch, sondern manchmal einfach nur vergnüglich:  «Ledig Rum» ist keine Spirituosenmarke wie zum Beispiel «Bacardi Rum» sondern bedeutet übersetzt: «Freies Zimmer».

Und «Hurtigtanken» heisst, wie das Wort es nicht schöner sagen könnte: «Schnelltanken». Gedacht für E-Autos oder Lastwagen.

Hurtigfertigregen ist eine Eigenkreation und wäre der Knüller. 😉