Wann ist ein Elch ein Elch?

Wann ist ein Elch ein Elch?

19. Juli 2022 4 Von Silvernomads

Um es vorweg zu nehmen: Die Frage stellt sich nicht bei unserem Freund mit genau diesem Pfadinamen. Aber sonst schon. Andersrum:  Woran erkenne ich, dass es sich bei dem Vierbeiner um einen Elch handelt und nicht um ein Rentier? Diese Fragestellung hat es in sich und treibt uns seit Wochen um. Immerhin sind wir mittlerweile in der Lage, die Warnschilder «Elch» und «Rentier» voneinander unterscheiden zu können – es steht dort nämlich nicht, um welches Tier es sich handelt. Die Tatsache – wie wir mittlerweile wissen – dass der Elch offenbar einiges grösser ist als das Rentier, wird auf diesen Warnschildern natürlich auch nicht erwähnt.

Enfin bref: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben wir bis heute noch keinen «echten Elch» gesehen – auch wenn wir bereits zweimal ziemlich sicher waren. Beide Male befand sich das Objekt der Begierde aber recht weit weg und beide Male war das Tier so gräulich, schon fast weiss.  Internet behauptet, dass die meisten Elche braun seien. Also waren es vielleicht alte Elche? Unsereins wird ja im Alter auch eher grau…… so in etwa verliefen unsere diesbezüglichen Gespräche. Affaire à suivre. Jedenfalls werden wir uns subito auf diesem Kanal melden, wenn wir unserer Sache sicher sind.

Einfacher war es, in die Geschichte der hiesigen Urbevölkerung einzutauchen. In einem Themenpark in Karasjok wurde der Wandel von diesem Nomadenvolk hin zu einer modernen, sesshaften Gesellschaft anschaulich dargestellt. Heute wandern die Samen nicht mehr ihren Rentierherden nach, sondern treiben sie mit Helikoptern und Schneemobilen zusammen. Gleichenorts wurden wir in einem Multivisionsaal (wir zwei alleine auf weiter Flur in einem Raum für mindestens 70 Personen) mit der Mythologie und dem Götterglauben der Samen vertraut gemacht. Der im künstlichen Feuer aufflackernde Kopf eines Schamanen zeigte bildhaft, was heute mit der Technik alles möglich ist. Nach 10 Minuten war das Spektakel vorbei und wir hätten den Raum eigentlich gerne wieder verlassen. Hätten wir denn die Ausgangstüre gefunden. So setzten wir uns (geduldig?!) zurück auf unser Bänkli und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Sie kamen ziemlich bald in Form einer Reisegruppe durch die Eingangstüre, die uns Tür und Tor in die ersehnte und wiedergewonnene Freiheit öffnete. So konnten wir uns dann in Alta den bis zu 6000 Jahre alten Felszeichnungen widmen. Das war echt spannend und forderte trotz ausführlichen Beschreibungen am Wegrand unsere ganze Vorstellungskraft und Phantasie heraus.

Die Geschichte der Samen mit ihrem neu entdeckten Selbstbewusstsein erinnert uns stark an die Aborigines in Australien. Beide wurden sie von der «Zivilisation» in ein paar hundert Jahren überrollt und müssen ihren Platz neu finden.

Einmal in Alta, führt eigentlich kein Weg an der Nordlicht-Kathedrale vorbei, welche mit ihrer Architektur die dynamischen, spiralförmigen Bewegungen des Nordlichts nachahmt. Ein Spektakel der anderen Art.

Und dann wäre da noch eine weitere Erfolgsmeldung: Wir haben uns in den letzten Tagen bei unseren – zugegebenermassen nicht sehr umfangreichen – Wanderungen nicht ein einziges Mal mehr verlaufen. Das zeugt ganz klar von unserer gestiegenen Akzeptanz einigen Apps gegenüber: Sei es die Wander-App, die Parking-App (mehr als eine), die Wetter-App (davon hatten wir es schon mal), die Camping-App, die Fähren-App …. Jedenfalls schafften wir es auf Anhieb zur unterirdischen Quelle «Bubbelen» oder zum Wasserfall Sarafossen. Nichts desto trotz: Beide Male eine eher stotzige und schweisstreibende Angelegenheit. 😉