Rollentausch

Rollentausch

3. September 2022 2 Von Silvernomads

Die Rollenverteilung ist klar, obwohl zu Beginn der Reise klare Meinungen artikuliert wurden, welche auf ein ausgewogenes Rollenverhältnis abzielten. Fakt ist: Fredi pilotiert unseren Röbeli, ich sitze daneben mit Karte und Reisehandbuch auf den Knien (soweit vorhanden), informiere über Sehenswürdigkeiten und mache Vorschläge betreffend Rastplätze oder Übernachtungsmöglichkeiten. Um den besten aller besten Röbeli-Fahrer bei Laune zu halten, stelle ich die Versorgung mittels Täfeli, Gummibärli, Lakritz und anderen Schleckereien sicher. Wenn’s hoch kommt, ist auch mal ein richtiges Rüebli dabei. Die Wasserflasche angelt er sich jeweils selber aus seinem Türfach heraus.

Nach fast drei Monaten wurde es deshalb höchste Zeit für einen Rollentausch, Fredi als Co-Pilot und ich als Röbeli-Fahrerin. Dieser Tausch fand im gegenseitigen Einvernehmen und zur Sicherheit aller Beteiligten auf einer wenig befahrenen Strasse statt. Nun denn: Schon alleine das Einstellen des Fahrersitzes für mich war eine Lachnummer für sich und gestaltete sich als etwas aufwendig – das hat aber definitiv mit den vielen Einstellungsmöglichkeiten des Sitzes zu tun. Kurz und gut: Ich hielt mich tapfer. Fredi und Röbeli auch. Letzterer jammerte jeweils nur diskret, wenn ich trotz energischem Herumsuchen wieder mal den falschen Gang erwischte – immerhin hat er sechs davon und deshalb mehr als Sokrates. Zweitletzterer konnte sich entsprechende Bemerkungen mit einer klaren Assoziation zum Rühren in einer Spaghetti-Saucen-Pfanne nicht verkneifen und kicherte fröhlich vor sich hin. Als ich dann aber nach gefühlten Stunden fragte, wo wir eigentlich Mittagspause machen werden und warum es denn heute keine Gummibärli gebe, fand das liebevolle Gekicher des Co-Piloten ad-interim ein jähes Ende. Dafür kicherte es nun auf dem Pilotensitz weiter.

Fazit: Rollentausch gelungen – so einmal im Monat reicht vollkommen. 😊

Gelungen ist mittlerweile auch die Elch-Besichtigung – in einem Elch-Park. Dort gab es deren sieben, zwei davon erst drei Monate alt. Wir wussten nicht, dass auch Elche sich domestizieren lassen und Berührungen von Menschen zulassen weil sie daran gewöhnt wurden. Es sind faszinierende Tiere mit ihren umwerfend langen Wimpern, ihrem Bockbärtli, ihrem warmen Geweih (welches nur während der Wachstumszeit warm und mit Fell überzogen sind) und ihrem Gang, als trugen sie Stögelischuhe. Irgendwie sind wir nach diesen Begegnungen nicht mehr ganz unglücklich darüber, dass wir sie bis jetzt nicht in freier Wildbahn gesehen haben: Jährlich gibt es in Schweden über 5000 Verkehrsunfälle mit Elchen – kein Wunder wenn man bedenkt, dass sie mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h rennen können.

Was noch? Auf unserem Weg Richtung Süden haben wir mittlerweile den vierten Nationalpark besucht, Schweden hat deren total 29. Diejenigen, die wir bis jetzt ansatzweise durchstreift haben, lassen uns staunen: Staunen darüber, wieviel Geld und andere Ressourcen Schweden in seine Nationalpärke investiert. Überall gibt es gemütlich ausgestaltete Rastplätze mit einer Feuerstelle und genügend Holz, die Wanderwege sind allesamt sehr gut markiert und fast immer gäbe es eine entsprechende App zum Herunterladen. Und weil die Touristensaison mittlerweile so gut wie zu Ende ist, finden wir uns immer wieder mal alleine auf weiter Flur. Auch die Mücken haben Saisonende. Was wollen wir also noch mehr?