Namensgebung mit Fragezeichen
Der Weg ist steinig und breit, wird dann aber schmal, links und rechts davon verschönern kniehohe Gebüsche die Landschaft. Gut so, denn die sorgen dafür, dass wir uns gar nicht erst verlaufen können. In der Ferne ist eine Bisonherde auszumachen und wir fühlen uns gerade als echte Abenteurer. Ort des Geschehens: Theodore Roosevelt Nationalpark. Tja, früher haben es die Präsidenten hier noch geschafft, dass ganze Nationalpärke nach ihnen benannt und/oder sie überlebensgross in Stein gehauen wurden. Enfin bref, wir sind auf der Suche nach den hier heimischen „prairie dogs“, gemäss Google und Deepl bei uns „Präriehunde“ genannt. Nach einer knappen Stunde wird der Weg wieder breiter und vor uns liegt offenes Weideland. Da sehen wir sie: Bis zu deren Anblick stellte ich mir unter „Präriehund“ einen halbwegs stattlichen Vierbeiner vor, irgendwas, das den Namen Hund auch verdient. Doch was wir hier zu sehen bekommen, entlockt uns ein „Yöööö!“; gleicht das Tierchen doch sehr viel mehr einem Murmeltier als einem Hund. Und wohnt ebenfalls in einer Erdhöhle, was Hunde unseres Wissens nicht tun. Wir verhalten uns ruhig und langsam füllt sich der Platz mit einer ganzen Schar dieser kleinen, munteren Gesellen, die herumtoben, sich jagen und ganz offensichtlich Spass an ihrem Dasein haben.
Fast vergessen wir ein bisschen die Zeit, bis wir uns dann, erfüllt von diesen Eindrücken, gutgelaunt auf den Rückweg machen und uns auf’s Apéro im Columbus freuen. Sehr weit kommen wir aber nicht. Denn so quasi aus dem Nichts taucht er plötzlich rechts von uns auf. Fredi bemerkt ihn vor mir. Es bleibt festzuhalten, dass ein „Yöööö!“ nun nicht angebracht war.
Wir bleiben stehen – bereits viel zu nah; denn den empfohlenen Mindestabstand von 25 Metern können wir unsererseits trotz sofortigem Stillstand nicht einhalten. Immerhin nähert er sich nicht weiter und in uns wächst die Zuversicht, dass er, so plötzlich wie er aufgetaucht ist, auch wieder verschwinden wird. Falsch gedacht. Ausgerechnet auf dem einzigen Weg zurück zu Columbus bleibt er stehen, frisst ein bisschen rechts und ein bisschen links und rührt sich dann nicht mehr von der Stelle. Auch nach einer halben Stunde nicht. Weshalb dieser Blog problemlos auch den Titel „Bison-Begegnung Teil 2“ tragen könnte. Wir beratschlagen, was zu tun sei, denn schliesslich wollen wir hier nicht übernachten. Schlussendlich tun wir, was zu tun ist: Wir geben uns geschlagen und blasen zum Rückzug. Heisst, wir weichen ihm grossräumig aus, indem wir uns einen neuen Weg durch die kniehohen Gebüsche suchen. Später in der Rangerstation, wo wir von unserer Begegnung berichten, erfahren wir, dass wir alles richtig gemacht haben. Ausser, dass wir sofort den Rückzug hätten antreten können und keine halbe Stunde hätten warten müssen. Denn diese Tiere hätten definitiv mehr Geduld als wir und wir würden immer den Kürzeren ziehen.
Ach ja, zum Titel passt neben den Murmeltierchen, pardon, Präriehunden, auch noch der Devils Tower. Ein amerikanisches Nationalmonument der ersten Stunde und eine heilige Stätte für die indigene Bevölkerung. Mit dem Teufel hat dieser Berg, der auch so quasi aus dem Nichts aus einer kargen Landschaft herausragt, rein gar nichts zu tun. Vielmehr war der Berg zahlreichen Legenden zufolge Zufluchtsort der Ureinwohner vor einem Bären. „Mato Tipila“ heisst er in ihrer Sprache, was so viel bedeutet wie „Haus des Bären“. Doch die ersten Armeeangehörigen, die dieses Gebiet 1875 auf der Suche nach Gold erkundeten, übersetzten den Namen des Berges mit „Haus des bösen Gottes“, woraus schon sehr bald „Devil’s Tower“ wurde. Die indigene Bevölkerung setzt sich bis heute vergebens dafür ein, diesen Übersetzungsfehler zu korrigieren. Aber eben: Die Politik hierzulande hat aktuell gerade andere Themen auf ihren Traktandenlisten.
Sodeli, und mit dieser kleinen, schon fast schulmeisterlichen Erläuterung zum „Devils Tower“ beenden wir den heutigen Blog 😊
PS: Ein Wort noch zum Wettbewerb aus dem letzten Beitrag: Die Gewinner*innen wurden persönlich benachrichtigt – merci allen, die mitgemacht haben! Tröstlich für uns, bei dieser Gelegenheit erfahren zu haben, dass wir nicht die einzigen sind die „Yosemite“ anfangs falsch ausgesprochen haben. Was haben wir gelacht!
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Titelbild: Mount Rainier Nationalpark
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