Angekommen

Angekommen

30. April 2024 4 Von Silvernomads

Die einzigen Geräusche die wir hören, sind zwitschernde Vögel und das Rauschen des Windes in den hohen Bäumen. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Zwischendurch kommt ein kurzer aber kräftiger Regenschauer und sorgt dafür, dass die Luftfeuchtigkeit bleibt wo sie ist. Der heutige Tag zieht sich gemählich dahin, wir geniessen die Stille und die Ruhe im Everglades Nationalpark.

Denn die beiden letzten Wochen hatten es in sich: Die Atlantic-Star ist tatsächlich am 18.4.2024 in Halifax eingelaufen, aber eine Verzollung von Columbus war erst am 22.4.2024 möglich. So hingen wir 6 Tage in Halifax herum und unser Leben glich dem der Koala-Bären: Schlafen und essen. Eine hartnäckige Erkältung hat unsere Unternehmungslust massiv eingeschränkt und uns nicht miteinander, sondern hintereinander, flachgelegt. Der Not gehorchend wurde das Sightseeing-Programm auf ein striktes Minimum zusammengestrichen.

Aber dann, am 22.04.24 um 10.15 Uhr (anstatt 10.35) ging es los: Überpünktlich markieren wir Präsenz im Büro der Agentin des Spediteurs. Keine zehn Minuten später verlassen wir das Haus mit einem Stapel Papiere Richtung Zollgebäude. Auch dort macht man mit uns kurzen Prozess, der notwendige Stempel wird innert weniger Minuten auf das entsprechende Dokument geknallt und man wünscht uns viel Spass und gute Reise. Jetzt fehlt nur noch Columbus: Das Hafengelände erreichen wir nach weiteren 10 Minuten und fahren dort ziemlich selbstbewusst bis zur Schranke, anstatt unser Mietauto auf dem grossen Parkplatz abzustellen, und den Rest zu Fuss zu gehen – so wie dies alle anderen taten. Der Pförtner nimmt es gelassen, gibt uns die Besucherausweise, bittet darum, die Warnwesten anzuziehen, öffnet die Schranke und erlaubt uns, unser kleines Auto direkt neben seinem Gebäude zu parkieren. An den Ort des Geschehens im Hafen fährt uns ein Hafenmitarbeiter in seinem Wagen. Wir sind voll im Flow, sehen uns vor unserem geistigen Auge bereits eine halbe Stunde später mit Columbus das Hafengelände wieder verlassen.

Es kam dann anders: Vier Stunden harrten wir bei eisigem Wind auf dem Hafengelände aus (Erkältung lässt grüssen), bis dann endlich (u.a. nach 2 weiteren Stempeln), Columbus als letzter von etwa 20 Campern hinter den grossen Containern um die Ecke gefahren kam. Der Rest ist schnell erzählt: Mietauto zurückbringen, Columbus tanken, Wasser und Gasflasche füllen und ab Richtung USA.

1 Tag später: Die Dame im Zollhäuschen blickt verwundert auf uns und dann auf unsere Pässe und fragt, warum wir denn kein normales, elektronisches Visum hätten für 3 Monate. Wir beginnen wortreich mit unserer Erklärung, die sie freundlich nickend anhört. Dann kommt sie aus ihrem Häuschen, läuft hinter das Auto um sich das Nummernschild zu notieren. Und wir hören sie: Oh mein Gott! Was ist auch das für eine Nummer? Ist das Ihr Auto? Wie kommen Sie mit diesem Auto hierher? Sie ist sichtlich irritiert, insbesondere auch weil sie sich erst einmal telefonisch instruieren lassen muss, wie sie nun diese Nummer in ihrem System eintragen kann. Unsere Pässe behält sie und ruft den Sicherheitsdienst, der uns und Columbus in gemässigtem Schritt vorausläuft, uns nach 10 Meter zeigt, wo wir das Auto parkieren müssen und uns ins Zollgebäude eskortiert. Wir bereiten uns mental auf längere und komplizierte Diskussionen vor, aber nein: Die Aufenthaltsgenehmigung bekommen wir nach einem konstruktiven Gespräch mit einer anderen, unaufgeregten Beamtin für sechs Monate.

Die nächsten Tage bestehen vorwiegend aus Autofahren, u.a. quer durch New York Richtung Süden. Die Daytona Rennstrecke und das Kennedy-Space Center sind die ersten grösseren Stops, die wir einlegen. Übrigens: Den Frühling haben wir ausgelassen und sind von Kanadas kühlen Temperaturen in nur 2 Tagen im Hochsommer gelandet.

Wir sind in den USA angekommen.

_

Titelbild: Eingang zum Kennedy Space Center (Cape Canaveral)