
Eine Frage der Ehre
Je näher wir dem Ort des Geschehens kommen, desto mehr sehen wir von ihnen. In allen Farben, uni bis mehrfarbig, mit unterschiedlichstem Zubehör. Bei den eher seltenen Überholmanövern auf der Autobahn wird nichts ausgelassen: Es wird gewunken und gehupt, was das Zeug hält. Auf Elefantenrennen, wie man das immer mal wieder bei LKW’s sieht, wird grossmütig verzichtet. Wobei das Wort „Elefant“ in diesem Zusammenhang etwas weit hergeholt ist.
In Postojna reihen sie sich dann schön brav ein, einer hinter dem anderen und verstopfen – als wäre es das natürlichste der Welt – unaufgeregt sämtliche Zufahrtsstrassen zum Camp. Die Polizei tut ihr Möglichstes, den „normalen“ Verkehr neben diesen eigentümlichen Fahrzeugen durchzuschleusen und geht dabei nicht zimperlich vor.
Ganz wichtiges Detail: Es regnet. In Strömen. Und wir warten geduldig, dass sich die Tore in unser relativ kurzfristig geplantes Abenteuer endlich öffnen. Doch das dauert. Es tut sich nichts. Aber wir sind in guter Gesellschaft – mehrere hundert unserer Sorte stehen ebenfalls da und warten. Irgendwann wird es einem zu bunt und er fängt an zu hupen. Der Nachbar lässt sich nicht lange bitten und hupt ebenfalls. Das wirkt ansteckend und bald ertönt ein grandioses Hupkonzert. Leider ohne Erfolg – wir warten weiter. Die offizielle Öffnungszeit (10.00 Uhr) ist längst vorbei; die Mittagspause auch. Mittlerweile hat der Regen nachgelassen und plötzlich sehen wir sie: Lastwagen, die tonnenweise Holzschnitzel herankarren.
Und etwas später wissen wir: Schuld an der Verspätung der Camp-Eröffnung ist der Regen. Der hat den Boden dermassen aufgeweicht, dass an ein Durchkommen „der grossen Masse“ nicht mehr zu denken war. Es galt, zuerst die vordefinierten Wege auf dem riesigen Feld mit Holzschnitzeln wieder halbwegs befahrbar zu machen. Und viel später wissen wir auch: Es waren davon 880 m3 nötig. Nun ja, immerhin ging es darum dafür zu sorgen, dass rund 2800 Fahrzeuge nicht im Schlamm steckenblieben.
Enfin bref: Irgendwann haben auch wir es geschafft. Und amüsierten uns grossmehrheitlich bestens am 25. Internationalen Döschwo-Treffen im slowenischen Postojna. Tolle Stimmung, fröhliche Menschen, unbändige Freude, laute Musik, noch lautere Zeltnachbarn, deren Alltag dann begann, wenn sich unserer zu Ende neigte. Grossmehrheitlich deshalb, weil: An ein Döschwo-Treffen fährt man mit dem Döschwo. In unserem Fall mit Sokrates 2b, der mittlerweile auch schon 45 Jahre in der Karosserie hat. Wir geben es ja gerne zu: Mit Columbus wäre das hundertmal bequemer, luxuriöser und einfacher gewesen: Da hätten wir kein Zelt aufgestellt, keine Luftmatratze gepumpt (zum Glück beides zuhause vorher nochmals geübt und getestet) und nicht im Schafsack genächtigt. Und vor allem: Wir hätten uns des Morgens nicht fragen müssen, wie wir nun möglichst einfach und unter Bewahrung der Contenance aus diesem Zelt heraus und auf die Beine kommen. Eine Frage der Ehre eben.
Ob wir uns mit diesem kleinen Abenteuer ausserhalb unserer persönlichen Komfortzone bewegt haben? Auch das lässt sich nicht bestreiten 😉.















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Titelbild: Feierabend
Hei, so lustig wieder einmal einen amüsanten Bericht von euch zu lesen. Ich sehe euch gerade aus dem Zelt kriechen. Geniesst es weiterhin. Es liebs Grüessli vo Schnägglis