Vernünftig ist anders

Vernünftig ist anders

5. Oktober 2022 4 Von Silvernomads

Eigentlich war das Thema vom Tisch. Wir waren uns einig, dass wir das nicht tun werden. Nein, wir werden nicht nochmal nach Norwegen hinauf bis nach Narvik fahren. Das lohnt sich nicht. Zu gross der Zeitaufwand, zu klein die Wahrscheinlichkeit. Das ist eine völlig unvernünftige Idee. Wir bleiben wo wir sind und tuckern gemütlich weiter  – ohne auch nur eine Sehenswürdigkeit (auch wenn diese den Namen nicht verdient) auszulassen.  Jetzt, wo wir uns gerade so schön an diesen Rhythmus zwischen Museen, Schlösser, Nationalparks und Sauna gewöhnt haben. Und sowieso nähert sich ja langsam aber sicher der Tag, an dem die Fähre Röbeli und uns wieder nach Deutschland und somit auch näher an heimatliche Gefilde bringen wird.

Und trotzdem: Einmal mehr machten wir so quasi Knall auf Fall linksumkehrt. Warum um alles in der Welt? Woher diese Faszination? Weil es bei unserem einwöchigen Aufenthalt in Äkäslompolo in Finnisch-Lappland vor einigen Jahren vorwiegend bedeckt und nur ein ansatzweises Staunen möglich war? Wie auch immer:  Da waren einmal die magischen Bilder auf den Skandinavien-Foren in den sozialen Medien, die wir immer mal wieder aufrufen.  Dazu der Wetterbericht der offenbar zuverlässigsten Wetter-App, die für 3 Tage in Narvik sonnige Tage und wolkenlose Nächte versprach. Kombiniert mit den Informationen einer Webseite, welche eine Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 % voraussagte. Da brauchte es nicht mehr viel, um aus unserem «Nein, das machen wir nicht» ein «Poh. Wenn nicht jetzt: Wann dann?» zu machen.

Die nächsten 3 Tage verliefen verhältnismässig eintönig und waren geprägt durch Autofahren in der gewohnten Formation.  Der Herbst zeigte sich uns in seinen schönsten Farben  – Indian Summer in Schweden und sogar auch in Norwegen.

Nennenswerte Unterbrüche, Ereignisse oder ähnliches auf unserer nordwärts gerichteten Fahrt gab es keine. Mit einer Ausnahme: In Schwedisch-Lappland übernachteten wir bei der Skilift-Station in Kiruna. Dort sind sie gerade daran, die ganze Stadt mit ihren 17’000 Einwohner:innen um 5 Kilometer zu verschieben –  inklusive Kirche . Die Eisenerzmine braucht mehr Platz. Aktuell werden dort 24 Mio Tonnen Eisenerz pro Jahr gefördert.

Narvik: Jetzt ging es noch darum, den besten Platz zu finden. Es ist bitterkalt, dazu bläst ein eisiger Wind. Der Nachthimmel ist wolkenfrei, tausend Sterne funkeln. Draussen ist es kaum auszuhalten. Gut, dass Röbeli so grosse Fenster hat und wir auch von drinnen sehen was es draussen zu sehen gibt.  Die zweite Nacht verbringen wir nicht mehr auf der Passhöhe, sondern unten im Tal. Es ist deutlich weniger kalt. Wir stehen draussen und warten. Bis es dann endlich auch hier soweit war: Das grüne Band am Himmel begann zu tanzen.

Bingo: Die Rede ist von den Nordlichtern. Auch Polarlichter genannt oder Aurora Borealis. Was für ein gewaltiges, faszinierendes Naturschauspiel! Fotografiert mit dem Handy.

Etwas übernächtigt ziehen wir nun definitiv wieder südwärts. Nach drei wettermässig wunderschönen Tagen: Mit aller Selbstverständlichkeit regnet es seit unserer Wegfahrt in Narvik wieder mehr oder weniger ununterbrochen. Norwegen? Norwegen!