Ungebetene Gäste und ein Anfängerfehler

Ungebetene Gäste und ein Anfängerfehler

8. Juli 2022 4 Von Silvernomads

Nach Berlevag tummeln wir uns noch einige Tage zwischen dem 70 und 71 nördlichen Breitengrad. Die Mitternachtssonne ist mittlerweile Standard geworden und wir schätzen uns glücklich, sie nun schon so oft gesehen haben zu dürfen. Das Wetter spielt mit und es klart gegen Abend noch so richtig auf.  Wir verbringen viel Zeit in einer wunderschönen Landschaft mit tollen Fotomotiven und die Fahrt zum Leuchtturm in Gamvik erleben wir als sehr viel reizvoller als diejenige zum Nordkap.

In Bugoynes machen wir uns zu Fuss auf zur Erkundung des Vogelfelsens, den wir aber nicht ganz, sondern – positiv formuliert – nur ansatzweise erreichten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir auf der Suche nach dem richtigen Weg mehr als eine Stunde im Dorf herumirrten. Kirkenes statteten wir ebenso einen Besuch ab wie einer Huskyfarm in der Nähe von Ivalo und genossen den engen Kontakt mit diesen anhänglichen und liebenswerten Vierbeinern. Ihr Training als Schlittenhunde absolvieren sie erst bei Temperaturen von unter 10 Grad.  Im Sommer ist Faulenzen angesagt und Streicheleinheiten werden besonders geschätzt.

Und plötzlich sind sie da. Ohne Einladung natürlich – und ausgesprochen penetrant. Wo immer es nach Nahrung aussieht, schlagen sie zu, rücksichtslos und schnell. Sie hinterlassen eine Spur von geschwollenen Punkten an Armen und Ellbogen, am Hals, an den Händen und Beinen; auch Socken vermögen sie nicht von ihrem Plan abzuhalten. Also nix mit dem gemütlichen Apéro an der nicht untergehen wollenden Sonne. Verbarrikadieren im Röbeli ist angesagt. Das nervöse Surren auf dieser, sagen wir mal leicht suboptimalen Frequenz führt zu Augenrollen und höchst unfreundlichen Bemerkungen unsererseits der ungebetenen Gästeschar gegenüber. Es kommt wie es kommen musste: Wir schlagen zurück und hinterlassen unsererseits eine Spur von Blutflecken. Die es dann wieder zu reinigen gilt, denn Röbeli schätzt es nicht, wenn sein Interiéur verschmutzt wird.  In den wenigen Stunden Schlaf, die uns dann noch vergönnt waren, machte sich ein Gast ausgiebig an Fredi’s Augenlid zu schaffen.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht …. und zwischenzeitlich sieht Fredi auch nicht mehr so abenteuerlich aus wie «am Morgen danach».

Unter den Mücken leiden nicht nur Menschen, sondern anscheinend auch die Rentiere: Darum seien sie immer wieder auf den Strassen anzutreffen, weil es dort weniger dieser BFO’s (Bekannte Flugobjekte) hat.

Dann noch dies: Nach rund sechs Wochen haben wir es immer noch nicht begriffen: Die Schubladen und Schäftlis sollten alle geschlossen sein, bevor Röbeli losfährt. Sonst fällt nämlich garantiert in der ersten Kurve was raus. Dies gilt insbesondere für die Schäftlis im Oberbau. Vorgestern war es schon wieder soweit. Kaum losgefahren, kam aus der Stube hinten ein ungewohntes Geräusch, welches wir aber in unserer unendlichen Grosszügigkeit ignorierten und nur zueinander sagten: «Hesch ghört?» Drei Kurven weiter schepperte es dann aber so richtig und jetzt war es vorbei mit unserer Ignoranz. Diesmal hat es unsere Spielkiste getroffen, welche tiefer nicht hätte fallen können. Das Besondere daran: Dem Master-Mind-Spiel hat es den Deckel gelüpft und so lagen fröhlich verstreut am Boden sämtliche Kleinteilchen, die es zum Spielen braucht. Etwas Gutes hatte das Ganze: Jetzt weiss ich endlich wieder, wie diese Spielteilchen aussehen und dass es deren viele gibt. Vielleicht werden sie im Laufe der kommenden Wochen tatsächlich auch mal gebraucht. 😊