Muskel- und andere Spiele

Wir sind mal wieder hängengeblieben: Das erste Mal in der Rossyln Kappelle, einem gotischen Meisterwerk aus dem 15 Jahrhundert, welchem wir einen Kurzbesuch abstatten wollten. Es wurden mehrere Stunden daraus. Dies war nicht nur der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um den Drehort des letzten Teils der Verfilmung von Dan Browns «Da Vinci Code – Sakrileg» handelt. Vielmehr haben uns die Geschichte und die Mythen, die sich um diese Kapelle ranken, regelrecht die Zeit vergessen lassen. Zum Glück war die Parkplatzordnung diesbezüglich grosszügig, nicht so wie in Pitlochry, wo uns ein Tschugger eine 100 Pfund-Busse aufbrummte, weil Columbus stand wo er nicht hätte stehen dürfen. Ist Columbus denn nun ein Auto oder ein Bus? Die Meinungen gehen diesbezüglich in Schottland auseinander. Bemerkung am Rande: Wenn die Busse innerhalb von 14 Tagen bezahlt wird, kostet sie «nur» noch 50 Pfund. Diese unglaubliche Ersparnis liessen wir uns nicht entgehen.

Zurück zur Rosslyn-Kapelle: Es waren die Steinmetz-Arbeiten, die uns dermassen in den Bann zogen. Geheimnisvolle Symbolik, mit unglaublicher Präzision und Tiefgründigkeit dargestellt und interpretiert. Keiner Interpretation hingegen bedurften die «Steinmetzsäule des Meisters» und die «Lehrlingssäule»: Der Lehrling musste sein Talent aus Eifersucht des Meisters mit seinem Leben bezahlen und wurde kaltblütig von ihm ermordet.

Das zweite Mal bleiben wir in eben diesem Pitlochry hängen. Nein, nicht um dem bereits erwähnten Tschugger den Marsch zu blasen. Sondern weil dort die letzten «Highland-Games» dieser Saison stattfanden. Nun denn: An ein Schwing- und Älplerfest in heimatlichen Gefilden haben wir es noch nie geschafft. Die Highland-Games sind jedoch gleichermassen tradtionsbeladen und ganz einfach „good fun“: Alles unterliegt dem Wettbewerb und alles wird bewertet: Die Dudelsack-Musik (einzeln und in Gruppen), das Baumstamm-Werfen, das Hammerwerfen, die traditionellen Tänze, Velofahren, Weitsprung, Hochsprung, Sprinten…..die Highland-Games lassen keine Wünsche offen. Als dann noch eine Schweizer-Dudelsack-Formation aus St. Gallen auf den Platz marschiert, klatschen wir besonders laut. Und so wissen dann auch unsere Sitznachbarn, dass wir keine Schotten sind. Was für ein herrlicher Tag!

Dass für das Bier holen eine halbe Stunde nicht reichte (alle standen an für’s Bier) und wir auch in unseren Träumen noch von der Dudelsack-Musik verfolgt wurden (die war non-stop während dem ganzen Tag zu hören), sei der guten Ordnung halber auch noch erwähnt.

Titelbild: Loch Tunnel, Queens View