Königliche Aussicht mit Ruine
Landessprachlich heisst der Hoger Vista do Rei. Will man den Reiseführern und dem Internet glauben, so handelt es sich dabei um einen Aussichtspunkt mit einer sogenannten «million dollar view», also äusserst spektakulär, fast nicht zu überbieten – einfach grandios (s/Titelfoto). Der Vista do Rei hat nur einen Haken: Er ist die meiste Zeit des Jahres von einer undurchdringlichen Nebelschicht umhüllt, was die königliche Aussicht erblinden lässt. Von ein paar Wanderungen abgesehen, gibt der Aussichtspunkt sonst nichts her.
Womit wir auch schon zur Ruine kommen: Anfangs der siebziger Jahre sind zwei Investoren auf die Idee gekommen, hier ein 5-Sterne-Hotel zu bauen. Der Tourismus steckte damals noch in den Kinderschuhen und so war ihnen die Unterstützung des Landes sicher: Immerhin versprach dieses Vorhaben Arbeitsplätze und einen Tourismusschub. Olivier-Clément Cacoub, einer der Stararchitekten schlechthin zu dieser Zeit, bekam den Auftrag und eine lange Liste mit Auflagen, was bei diesem Bauwerk alles zu berücksichtigen sei – unter anderem auch, dass sich das Gebäude harmonisch in die Landschaft einzufügen habe. Im April 1989, nach fast 20 Jahren Planung und Bauzeit, feierte das «Monte Palace» mit seinen 88 Zimmern, Präsidentensuiten, Konferenzräumen und vielem mehr die Eröffnung. Nur um 19 Monate später in Konkurs zu gehen. Das «Monte Palace» ist noch heute auf dem Hoger mit seiner – exklusiv bei schönem Wetter – nicht zu verachtenden Aussicht zu sehen: Als dunkler, fast etwas unheimlich anmutender Komplex und Zeitzeuge einer unrühmlichen Vergangenheit. Wir wagen zu behaupten, dass nicht nur der Nebel schuld an diesem Disaster ist.
Übrigens: Wir sind momentan für zwei Wochen auf den Azoren, genauer gesagt auf der Insel Sao Miguel. Die könnte genauso gut Hortensien-Insel heissen. Oder grüne Insel. Oder Vulkaninsel. Oder Thermaldbadinsel. Von allem hat es hier zuhauf. Das vielgelobte und immer wieder zitierte Azorenhoch hat uns angelockt – dies in Verbindung mit einem Campertief. Heute wissen wir es besser: Vom Azorenhoch ist hier nichts zu spüren, dafür haben wir gelernt, dass es den uns bestens bekannten Novembernebel hier auch im Juni gibt. Und das Campertief rappelt sich langsam hoch – scheint sich unser Columbus im Werk nun endlich in der Endkontrolle/Qualitätssicherung zu befinden. Eine Auslieferung in nächster Zeit könnte also langsam Realität werden. Verhaltener Optimismus prägt deshalb aktuell unsere Sinne. Und auch wenn die Sonne hier nicht immer scheint: Wir haben sie im Herzen und im Glas 😊.
Titelfoto: Sete Cidades mit Hotelruine
hallo mitenand
besten dank für den interessanten beitrag. kam über unwegen endlich zum ziel.leider
wird die umwelt am laubscherweg immer ungemütlicher, kanalisation in vollem gang…
wünschen weiterhin gute fahrt, gute gesundheit
liebe grüsse / josette + fredi
Weckt so schöne Erinnerungen 🌞