Heiratswilliger Schweizer gesucht

Heiratswilliger Schweizer gesucht

21. Oktober 2022 2 Von Silvernomads

Göteborg: Zwei Blumensträusse sollen es sein: Einer für Fredi’s Cousine und einer für ihre Tochter – denn von beiden sind wir zum Essen eingeladen. Blumensträusse sind hier entweder in grossen Einkaufszentren zu finden oder in Blumenläden – wir entscheiden für uns Variante 2. Im Internet (manchmal frage ich mich, wie man so was früher gelöst hat…) werden wir fündig. So tuckern wir am Samstagmorgen vom Campingplatz los und biegen keine 10 Minuten später in die richtige Strasse ein. Da es gerade keinen freien Parkplatz hat, bleibt Fredi bei Röbeli, während ich mich auf Einkaufstour begebe. Um mich vor einer geschlossenen Blumenladen-Türe wiederzufinden. Aber ein kleiner Zettel lässt darauf schliessen, dass es sich hier nur um eine kurzzeitige Schliessung handelt, denn entlang des Eingangs sind überall Blumenbouquets eingestellt und es sieht nicht wirklich verlassen aus. Warten oder einen anderen Laden aufsuchen? Nach kurzer Beratung kommt diesmal Variante 1 zum Zug. Auch wenn dies bedeutet, dass Fredi mit Röbeli einmal ums Quartier fahren muss, weil wir offenbar-  so wie wir stehen – im Wege stehen. Kein Problem, denn jetzt geht auch die Blumenladen-Türe gerade auf.

30 Minuten später: Mit zwei sorgfältig eingepackten Blumensträussen und einer Visitenkarte verlasse ich schmunzelnd und bester Laune das Geschäft. Ich kann Fredi’s Augenrollen förmlich schon von weitem sehen – wie um alles in der Welt braucht seine Frau für den Kauf von zwei Blumensträussen eine geschlagene halbe Stunde und lässt ihn in dieser Zeit mit Röbeli x-mal ums Quartier fahren, weil immer noch kein Parkplatz frei ist? Mussten da zuerst Blumen gepflückt werden oder was?

Nun ja, es war halt wie es war: Eine dunkelhaarige und aufgestellte Mittvierzigerin begrüsste mich wortreich auf Schwedisch um dann sofort auf Englisch zu wechseln als sie merkte, dass ich ihr nicht folgen konnte. Wir verstanden uns auf Anhieb prächtig, plauderten zuerst über meine Wünsche (sie beriet mich bestens, wie sich später herausstellte), anschliessend über Gott und die Welt und darüber, wie die kurze Saison in Schweden das Dasein ihres kleinen Blumengeschäfts erschwert und mit wieviel Arbeit dieser schöne Beruf verbunden ist. Schlussendlich dann, eher beiläufig und bereits beim Zahlen der Rechnung, fragte sie, woher ich denn eigentlich komme. Aus der Schweiz, berichtete ich wahrheitsgemäss, worauf sie ihre Augen aufriss, mich anstrahlte und mir ihre Visitenkarte mit der Bemerkung: «Do you have a husband for me? If yes, please let me know!» in die Hand drückte. Ich konnte nicht anders als laut herauslachen. Sie lachte fröhlich mit und nach einer weiteren Viertelstunde verliess ich mit zwei Blumensträussen und einer Visitenkarte das Geschäft. Als ich all dies meinem augenrollenden Gatten berichtete, konnte auch er sich kaum halten vor Lachen.

Die Besuche bei Fredi’s Verwandtschaft waren übrigens zauberhaft. Auch wenn wir uns schon jahrelang nicht mehr gesehen haben (teils schon so lange zurück, dass wir uns nicht einmal mehr daran erinnern konnten – EXPO02), fanden wir sofort wieder den Draht zueinander und verbrachten unbeschwerte und spannende Stunden miteinander.

Mittlerweile haben wir Schweden verlassen und sind in Deutschland, wo wir uns entlang den Thermen (Templin und aktuell in Bad Belzig) so langsam aber sicher Richtung Schweiz bewegen. Auch wenn die Energie-Sparmassnahmen in den Thermen spür-und sichtbar sind, macht es trotzdem vor allem eines: Spass.